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Zuletzt aktualisiert am 28. März 2024 von Selin Alica

„Der Zweck meines Werkes bestand […] im Aufbauen, im Brückenschlagen, denn uns alle muss die Hoffnung nähren, dass die gesamte Menschheit sich näherkommt, und zwar umso leichter, wenn sie sich gegenseitig kennenlernt.“

Alphonse Maria Mucha war ein tschechischer Künstler, der als Repräsentant des Art Nouveau Stils (Jugendstils) gilt. Am bekanntesten war er durch seine Plakate, doch er arbeitete auch mit anderen Medien wie Möbel, Schmuck und Theater Kulissen.

Das Leben von Aphonse Maria Mucha

Geboren wurde Mucha 1860 in Ivancice, eine Stadt in der damaligen Mähren Region, heutiges Tschechien. Aufgrund der schwierigen finanziellen Lage seiner Familie, konnten seine Eltern es sich nicht leisten, Muchas Ausbildung nach der Grundschule zu unterstützen. Der junge Mucha zeigte jedoch schon früh Interesse und Talent für visuelle Ausdrucksformen und vor allem für Musik, was ihm ermöglichte, seine Ausbildung an einem Gymnasium in Breno (Lombardei) fortzusetzen, wo er in einem Kirchenchor singen sollte. Er wurde dort in einem sehr religiösen und nationalistischen Umfeld erzogen, was sich in seinem späteren künstlerischen Schaffen wiederspiegelte. In Breno begann Mucha, Flugblätter und Plakate für patriotische Versammlungen zu entwerfen. Nach seinem Schulabschluss versuchte er erfolglos, sich an der Akademie der Bildenden Künste in Prag einzuschreiben, und beschloss daher, nach Wien zu gehen. In der Österreichischen Hauptstadt erhielt er eine Lehre als Kulissenmaler für das Theater und schloss sich der lebhaften Kunstszene der Stadt an, wobei er sein Geld hauptsächlich mit gelegentlichen Porträtaufträgen verdiente.

Während er als Maler in Österreich arbeitete, lernte Alphonse Maria Mucha den Grafen Eduard Belasi kennen, der sein wichtigster Förderer werden sollte. Beeindruckt von Muchas Talent, ermutigte Belasi ihn, nach München zu ziehen und sich an der Akademie der Bildenden Künste einzuschreiben. Obwohl es keine Aufzeichnungen darüber gibt, dass Mucha tatsächlich an der Akademie in München studierte, gelang es ihm, dort eine Reihe erfolgreicher slawischer Künstler kennen zu lernen und eine starke Gemeinschaft um sich herum aufzubauen.  Obwohl er seine Zeit in München genoss, musste er wegen der angespannten politischen Lage in Bayern bald das Land verlassen. Auf Anraten seines treuen Freundes und Mäzens Belasi zog Mucha 1887 nach Paris. In Paris absolvierte Mucha eine zwei Jahre lange Kunstausbildung, bildete Freundschaften mit anderen Künstlern und begann, auf sich aufmerksam zu machen. Als Belasi aufhörte, ihn finanziell zu unterstützen, hatte sich Mucha in der Pariser Kunstszene bereits einen Namen gemacht.

Im Jahre 1894 begann Mucha für die Theater Schauspielerin Sarah Bernhardt zu arbeiten und somit wurde er ein beschäftigter Künstler. 1904 zog er schließlich nach New York wo er, dank seiner Poster, bereits als Künstler bekannt war. Hier suchte er nach Finanzierung für ein neues Projekt, Das Slawische Epos.

Nach seinem Aufenthalt in Amerika beschloss Mucha, nach Europa zurückzukehren und sich auf die Darstellung der Geschichte der slawischen Völker zu konzentrieren. Von 1912 bis 1926 arbeitete er an “Das Slawische Epos”, welches 1928 offenbart wurde. Nachdem Das Slawische Epos abgeschlossen war, fing Mucha an “The Three Ages” zu gestalten, doch dieses Projekt brachte er nie zu Ende. Als 1939 die deutschen Streitkräfte in die Länder der ehemaligen Tschechoslowakei einmarschierten, wurde Mucha wegen seines ausgeprägten slawischen Patriotismus ins Visier genommen. Er wurde verhaftet, verhört und schließlich freigelassen. Schon in deinen späten Siebzigern war Muchas Gesundheit angeschlagen, und bald nach diesen Ereignissen erkrankte er an einer Lungenentzündung und starb am 14. Juli 1939, nur wenige Wochen vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs.

Anfänge und Entwicklung als Maler

Mucha begann seine Künstlerkarriere als angestellter im Atelier Kautsky-Brioschi-Burghart in Wien, wo er mit Bühnenmalerei, vor allem für das Ringtheater, betraut wurde. Nach dem Brand des Ringtheaters 1881 wurde er wegen seinem Status zuerst entlassen und hielt sich mit Zeichnungen und Porträts über Wasser.

1882 wurde Mucha dann beauftragt, das Innere des Schlösschens Emmahof bei Grusbach auszustatten, welches für Belasy gebaut wurde. Dies führte zu weiteren Aufträgen in Belasy Schlössern.

Nach seinem Umzug nach Paris nahm er von verschiedenen Lehrern Unterricht und bei der Weltausstellung entdeckte er die Slawen, wodurch sein Interesse in deren Kultur begann, das ihn später zu seinem Hauptwerk, dem Slawischen Epos, inspirierte. Er begann Illustrationen für das Wochenmagazin La Vie Populaire zu erstellen, sowie für einige andere Magazine und kurz daraufhin fand er die Chance Illustrationen für die größten Jugendstil Veröffentlichungen zu erstellen – Art et Decoration, was seinen zukünftigen Künstlerpfad deutlich beeinflusste.

Sein Durchbruch geschah durch seine Arbeit mit der Theater Schauspielerin Sarah Bernhardt. Diese kommissionierte Mucha zum Illustrieren des Posters für Ihr Theaterstück Gismonda. Das fast 2 Meter hohe Poster war dafür gedacht das Stück nach der Weihnachtspause erneut in die Augen der Öffentlichkeit zu setzen. Es zeigte Benhardt in einem byzantinischen Gewand mit einem gewölbten Schriftzug über ihrem Kopf. Dieser Schriftzug verkörperte die Jugendstil Elemente und wurde zu einem deutlichen Merkmal in Muchas Stil. Das Poster wurde im Januar 1894 präsentiert und feierte einen großen Erfolg, durch welchen Sarah Bernhardt Mucha weitere sechs Jahre einstellte um Poster für Ihre Stücke zu illustrieren. Hierdurch begann Muchas Aufstieg zum Erfolg.

Nach diesem Durchbruch wurde Alphonse Maria Mucha zu einem angesagten Künstler. Er gestaltete Poster und Werbekampagnen für Marken wie JOB Zigaretten Papiere, Ruinart Champagne, Nestle, Ideal Chocolate, Moet-Chandon, etc. Auch private Poster kreierte er welche für günstige Preise verkauft wurden. 1896 entwarf er für Bernhardt als Kameliendame ein Poster, welches weitgehend als ein Höhepunkt der Jugendstil-Plakatkunst betrachtet wird.

Zur Zeit der berühmten Pariser Weltausstellung von 1900 war Mucha bereits ein etablierter Künstler. Die österreichische Regierung beauftragte ihn mit einer Reihe historischer Wandbilder, die den Pavillon von Bosnien und Herzegowina auf der Ausstellung schmücken sollten. Für dieses Projekt erhielt Mucha eine offizielle Anerkennung sowohl von der französischen als auch von der österreichischen Regierung.

Seine Poster wurden nun auch in den USA bekannt und, bald nach des Künstlers Ankunft dort, knüpfte er Kontakte zur pan-slawischen Organisation. Dort lernte er Charles Richard Crane kennen, einen wohlhabenden Geschäftsmann welcher Mucha beauftragte, ein Porträt seiner Tochter in dem unverkennbaren künstlerischen Stil anzufertigen. Später verwendete Mucha dieses Porträt, um Slavia zu schaffen, die weibliche Figur, die auf dem Geldschein für die 100 tschechoslowakischen Kronen abgebildet ist. Crane wurde einer von Muchas wichtigsten Mäzenen und finanzierte das größte Projekt in Muchas Karriere, Das Slawische Epos.

Das Slawische Epos

Das Slawische Epos wurde Muchas Hauptwerk. Ein Gemäldezyklus welcher die Geschichte der slawischen Völker zeigte und aus 20 großformatigen Tempera-auf-Leinwand-Bildern bestand, die Mucha zwischen 1911 und 1926 kreierte.

Durch die großen Leinwände befand sich Muchas Arbeitsstätte zu dieser Zeit im Atelier des Schlosses der Westböhmischen Stadt Zbiroh. Hier entstand das riesige, unkommerzielle Werk, welches nach seiner Fertigstellung kostenfrei an die Stadt Prag übertragen wurde und hier einen eigenen Pavillon bekam.

Das Slawischen Epos zeigt vorrangig die Themen der Religion, Militär und Kultur, mit häufigen Allegorien. Von den 20 Werken zeigten 10 die tschechische Geschichte und 10 die Geschichte der anderen slawischen Nationen. Die Bilder sind nicht klassisch, sondern collagenartig aufgebaut, die Figuren auf fotografischen Vorlagen basiert. Mit ihnen wollte Mucha seine Liebe zu seinem Volk bekunden.

Malweise, Ausdruck und Symbolik

Am bekanntesten ist Mucha für seine persönliche Interpretation des Jugendstils, welche er der Welt präsentierte. Der Jugendstil ist eine Kunstrichtung, welche auf zum Alltagsgebrauch taugen sollte. Die Natur war ein primäres Vorbild und Stilmittel für die Epoche und die Künstler des Jugendstils leiteten Ihre ästhetische Formsprache von ihr ab um diese neue Kunstbewegung zu schaffen. Frauendarstellungen, wie auch bei Muchas Plakatkunst, galten zu den beliebten Hauptmotiven der Stilrichtung und sie wurden oft mit Blumen geschmückten Haaren gezeigt, mit fließenden, leuchtenden farbkräftigen Gewändern.

Charakteristisch für Muchas persönlichen Stil sind die Haare, welche sich mit dem Wind bewegen, und locker fallende Kleider. Seine Werke zeigen sich hiermit sowohl dynamisch, als auch statisch – fließende Bewegungen, eingefroren zu einem Ornament. Beeinflusst wurde er hierbei von der Natur, sowohl als auch dem japanischen Kunststil, welchen er in Paris kennenlernte.

Mit seinen späteren Werken, wie das Slawische Epos, zeigte Mucha mit stolz die Liebe zu seinem Volk. Ebenso kam zum Vorschein seine Vision der Menschheit. Mit seinem Zitat über das Näherkommen der Menschen zeigte er wie seine Kunst sich dem Brückenschlagen widmete. Seine Farben, vor allem in das Slawische Epos sind von starker Symbolik durchdrungen. Das vorherrschende Blau steht für die Spiritualität und das Weiß, welches bei den Slawen in seinen Gemälden sichtbar ist, suggeriert Reinheit. Seine Werke aus dieser Epoche repräsentieren Krieg und Frieden – eine Botschaft der Hoffnung.

Bekannteste Werke

Job Zigarettenschachtel (1896): ein auffälliges Plakat als Werbung für die Zigarettenfirma Job. Zu seiner Zeit erhob dieses Werk ein Skandal, da keine angesehenen Frauen in der Öffentlichkeit rauchten oder ihre Haare frei fallen ließen. Mit den Ausdrücken im Gemälde zeigte Mucha sein großes Geschick bei der Verbindung von Kunst und Kommerz. Heutzutage ist es im Mucha Museum in Prag zu sehen.

Die Jahreszeiten (1896): diese Tafelbilder zeigten den harmonischen Zyklus der Natur. Der dekorative Stil dieser Bilder verdeutlichte Muchas Interessen in der Kunst, wie den Japanischen Stil oder die Symbolik der Repräsentation der Frauen in seinen Werken. Heute sind die Tafelbilder im Mucha Museum in Prag ausgestellt.

Das Schlangenarmband (1899): mit dem Schlangenarmband ist deutlich zu sehen, dass Mucha die Grenzen der Kunst und des Designs erweitern wollte. Hierzu arbeitete er mit dem Pariser Goldschmied Georges Fouquet und erschuf für Sarah Bernhardt dieses schimmernde Armband. Es ist nicht nur ein Zeichen von Muchas Verbundenheit mit dem Theater, sondern auch seines Interesses an der Vereinigung der östlichen und westlichen Traditionen. Das Armband ist heute ebenfalls im Mucha Museum, Prag, zu sehen.

Le Pater (1899): ein illustriertes Buch welches den Moment markiert, in welchem Muchas Spiritualität in deine Kunst einfließt. In dem Buch präsentierte er für jede Zeile des Vaterunsers ein Bild mit einer eigenen symbolischen Deutung. Mucha forderte damit die Menschen auf, eine höhere geistige Ebene zu erreichen. Auch dieses Werk ist heutzutage im Mucha Museum, Prag, sichtbar.

Slavia (1908): hierbei handelt es sich um ein Gemälde der Tochter von Millionär und Muchas Unterstützer Charles Crane als slawische Göttin Slavia. Mucha malte sie in seinem klar definierten Stil und zeigte mit ihm mehr über Slavia als Symbol als über Josephine, Cranes Tochter. Dieser stellte sich jedoch sehr zufrieden und würde später das Slawische Epos finanzieren. Heutzutage ist das Gemälde im Kinsky Palace in Prag ausgestellt.

Die Slawen in ihrer ursprünglichen Heimat und das Slawische Epos (1911 – 1926): Muchas größtes, nicht kommerzielles, Werk, wie zuvor erwähnt. Heute sind alle dazugehörenden Werke in der Galerie der Hauptstadt Prag zu bestaunen.

Buntes Glas: das beeindruckende bunte Fenster wirft ein strahlendes Licht durch den Veitsdom in Prag. Die Figuren hierbei verkörperten die freie tschechoslowakische Nation und die Jugend der neuen Nation. Das Fenster zeigt eine emotionale und psychologische Tiefe durch die Menschlichkeit und Emotionalität der Figuren in ihrer Mimik und Körpersprache.

Rezeption/Einfluss auf die Moderne

Nach dem Tod des Malers waren seine Werke viele Jahre lang nicht mehr beliebt. Modernismus und abstrakte Kunst kamen mehr zum Vorschein und die neuen Behörden des Landes waren an Muchas Kunst nicht interessiert. Trotz des Engagements seines Sohnes, welche die meiste Zeit seines Lebens damit verbrachte, über ihn zu schreiben und seine Kunst zu fördern. Vor der erneuten Ausstellung des Slawischen Epos, wurde das Kunstwerk Jahrelang gerollt und aufbewahrt. Heutzutage ist es in der Nationalgalerie in Prag ausgestellt, wo die meisten von Muchas Gemälden zu sehen sind. Die Wendung kam in den letzten Jahrzehnten. Muchas Gemälde weckten ein neues Interesse und eine neue Wertschätzung für seine Kunst.

Heutzutage findet man Muchas Einfluss in vielen Bereichen wieder, vom Grafikdesign über die Inneneinrichtung bis hin zur Mode, was ihn zu einem der bekanntesten und einflussreichsten Maler des 20. Jahrhunderts macht. Beispielsweise verwendete die Band Pink Floyd in den 1960ern Muchas Stil für ihre Plakate.

Fazit

Alphonse Maria Mucha, ein herausragender tschechischer Jugendstilkünstler, sah seine Mission darin, durch seine Kunst Brücken zwischen den Menschen zu bauen. Von bescheidenen Anfängen, über seinen Durchbruch in Wien und Paris, bis zu seinem monumentalen Werk, dem Slawischen Epos, zielte Muchas Schaffen darauf ab, die Schönheit und kulturelle Identität der slawischen Völker zu feiern. Seine Werke, charakterisiert durch die Verschmelzung von natürlicher Schönheit, slawischer Symbolik und Jugendstilelementen, umspannen Plakate, Gemälde, Schmuck und mehr, und sind tief mit spirituellen und kulturellen Botschaften verwoben. Trotz zeitweiliger Vernachlässigung nach seinem Tod wurde Muchas Kunst in den letzten Jahrzehnten neu bewertet und sein Einfluss auf Grafikdesign, Mode und darüber hinaus anerkannt. Muchas Lebenswerk unterstreicht die Kraft der Kunst, Verständnis und Einheit unter den Menschen zu fördern, und macht ihn zu einem dauerhaft inspirierenden Künstler.